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Blog 2020

Covid - Teil 3

1968 war ich sechzehn, behütet, naiv und unbedarft. Ich entdeckte gerade die Beatles und kämpfte mit an der Abschaffung des Verbotes vom Spielen nichtklassischer Musik in den Übungszimmern der evangelischen Mittelschule in Schiers (CH). Die weltweite Jugendrevolution verschlug es also auch in die hintersten Täler der Schweiz. Ich ließ mir die Haare wachsen ( das war damals noch sehr bescheiden) und trug Blue Jeans. Das reichte, um zum „Außenseiter der Gesellschaft“ zu werden. Gammler, Hippies, Linke, Drückeberger, Demonstranten, etc. waren die Bezeichnungen, die die durch und durch rechte konservative Gesellschaft für uns bereit hatte. Ich selber wollte hauptsächlich frei sein und war zugegebenermaßen der naiven Meinung, dass das nur mit der gleichzeitigen Abschaffung des Kapitalismus möglich sei. Wir waren jung, in einer unglaublichen Aufbruchsstimmung und versuchten uns Gehör zu verschaffen.

U.a. auch mit Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg oder später dann gegen die Atomkraftwerke. Zum Teil riesige Demos, die in den Augen der rechtsgeschalteten Presse fast ausschließlich aus linken Gewalttätern, Anarchisten, Kommunisten und Staatsfeinden bestand. Tatsächlich aber bestand der mit Abstand größte Teil aus friedlichen jungen und manchmal sogar älteren Leuten, die für eine bessere Welt kämpften. Die gewalttätigen, teilweise sehr brutalen Anarchisten (siehe R.A.F.) waren nur eine ganz kleine Minderheit. Wobei der Staat auch nicht gerade zimperlich im Anwenden von Gewalt war; bei manchen Demos konnte man gar nicht mehr unterscheiden, wer Polizist und wer Anarchist war. So ist es mir zumindest 1981 bei der Demo  in Brokdorf ergangen. An dieser Demo hatte ich übrigens mit dem deutschen Label Eigelstein einen  Vertriebsvertrag für das Album Tango from Obango ausgehandelt.

Ein kleines schönes Detail am Rande: am 1. Mai 1968, also an dem Tag, an dem es in vielen europäischen Städten zu heftigen Tumulten kam, gab es in Wien keine Demo, sondern ein Blasmusikfest vor dem Stephansdom. Dafür muss man Österreich einfach lieben!

1970 wollte die Schweizer Armee etwas von mir, was nicht auf Gegenseitigkeit beruhte. Es war mir absolut unverständlich, dass man für einen möglichen Defensivkrieg so eine unglaubliche aufgerüstete und teure Armee brauchte (damals die modernste und teuerste neben der Israels), die erst nach dem Tod von 50% der Zivilbevölkerung kapitulieren würde. Jeder, der auch nur die geringsten Zweifel an dieser ach so tollen Armee äußerte, war quasi ein Staatsfeind, ein Landesverräter. Und die Strafen waren drakonisch. Trotzdem nahm ich eine Wehrdienstverweigerung – etwas, das sich in der Hochblüte des kalten Krieges nur wenige getraut hatten – und neben vier Monaten unbedingt (davon drei abgesessen) ein lebenslanges Berufsverbot (bezüglich einer festen Anstellung) ebenso in Kauf wie die Tatsache, dass ich in der Schweiz nicht hätte studieren dürfen. Deshalb bin ich ja dann in das viel gemütlichere und lustigere Österreich ausgewandert.

 

Jedenfalls tobte der links-rechts/jung-alt Kampf in ganz Europa mit unverminderter Härte, wo bei die linke studentische Revolte nicht von unten kam, sondern eine Revolution der Elite, der Studenten aus besserem Hause war, die nun langsam das Zepter übernahm, ganz besonders im medialen und im künstlerischen Bereich. Das „Nichtlinkssein“ gab es praktisch nicht.

 

Nachdem beim SPÖ-Kanzlerfest von Franz Vranitzky 1989 meine Teilnahme im Profil mit einem Foto gewürdigt worden war, stellte ich fest, dass es eigentlich nicht die Aufgabe eines Künstlers sein kann, sich auf die Seite der Mächtigen zu stellen, und dass man wohl nur dann kritisch sein kann, wenn man sich von keiner Seite vereinnahmen lässt. Diese Erkenntnis veränderte für mich vieles, u.a. auch meine Musik und ich konnte mich so von der Diktatur des (modischen) Zeitgeistes langsam zu lösen. Und beginnen selbstständig zu beobachten, eigene Schlüsse zu ziehen, selbstständig zu denken.

Ich darf heute feststellen, dass ich wohl in die beste aller Zeiten hineingeboren worden bin, ich durfte einen unglaublichen „Lauf“ an Wohlstand, an Wachstum, an Demokratisierung, an Zukunftshoffnung, an Optimismus und an Wertschätzung von Kunst und Musik miterleben, wie ihn die Welt bis dahin noch nicht gekannt hatte. Was für ein unglaubliches Privileg!        
Erste Risse in diesem Optimismustaumel „alles wird immer besser“, gab es durch die Wirtschaftskrise 2008/2009 und dann, praktisch aus dem Nichts, wurde dieser 75jährige einmalige Erfolgslauf der westlichen Welt über Nacht gestoppt und im März 2020 wurden innerhalb von zwei Wochen die demokratischen Errungenschaften, für die man in Europa solange gekämpft hatte, innerhalb von zwei Wochen abgeschafft. Wegen eines einzigen aus Bergamo stammenden Facebook-Videos, mit dessen Inhalt und Hintergründe sich niemand auseinandergesetzt hatte. Alle ließen sich von Panik leiten und übernahmen die Lockdown-Idee der kommunistischen Partei von China, dieser Partei, der alles Demokratische ein Dorn im Auge ist, wie sie soeben in Hongkong bewiesen hat. Das einzige Land im gesamten Westen, das dieses Spiel nicht mitgespielt hat, ist Schweden – Europas älteste Demokratie, das von den europäischen Regierungschefs der anderen Länder übel verleumdet wurde und noch immer wird. Interessant ist allerdings, was drei deutsche Verfassungsrichter bereits im März zum Lockdown gemeint haben: Hans Jürgen Papier: „ein sich preisgebender Rechtsstaat“, Uwe Volkmann „ein Zustand der Unwürdigkeit“ und Oliver Lepsius „Eine Hygienediktatur, die in der Exekutive den juristischen Verstand verloren habe“. So viel also zur Kritik aus höchster (politisch neutraler) staatlicher Ebene. Dokument.

Sogar der Gesundheitsminister von NRW Jens Spahn hatte jüngst den Lockdown für einen Fehler erklärt.

Mit dieser Lockdown-Logik müsste man ebenso das Autofahren, das Rauchen, oder den Konsum von Alkohol oder Zucker verbieten. Und zumindest im deutschen Grundrecht kommt „Die Würde des Menschen“ an erster, „Das Recht auf Leben“ hingegen erst an vierter Stelle. Darüber lohnte es sich länger nachzudenken. Warum nicht bezüglich der Abtreibung? Wenn ich das richtig sehe, dann steht das Recht der Frauen auf Selbstbestimmung vor dem Leben des möglichen Kindes, adäquat zu den Grundrechten. Laut der Lockdownlogik müssten dann alle nicht sterilisierten Frauen im gebärfähigen Alter überwacht werden, und ab dem Moment einer Schwangerschaft würden sie eingesperrt bis zur Geburt des Kindes. 

Nachdem permanent sinnloserweise von Fallzahlen gesprochen wird, die im Gegensatz zu effektiven Erkrankungen, sprich Belegung von Intensivbetten und Todesfällen null Aussageraft haben – es ist schon äußerst seltsam, wenn Krone, Standard, Heute und oder die Presse unisono fast durchgehend dieselbe Fallzahlen-Panik verbreiten – gibt es im beigelegten Artikel aus der Welt am Sonntag vom 6.9. interessante Fakten. Da wird die Mortalität und Übersterblichkeit der letzten fünf Jahre in den verschiedensten Ländern aufgelistet und gegenübergestellt, Daten, die für einen Normalsterblichen offenbar nicht zugänglich sind, und für Journalisten offensichtlich nur dann, wenn man sich sehr bemüht. Ich kenne in Österreich genau zwei Journalisten, von denen man das behaupten könnte: Gudula Walterskirchen und der von Servus-TV leider "verbannte" Michael Fleischhacker.

Einen pragmatischen Zugang zu Covid gäbe es auch vom österreichischen Experten Franz Allerberger (AGES), der lapidar meint, „dass man lernen muss mit dem Virus zu leben, wie mit anderen Viren auch“. Dokument.

Aber nun geht’s ums Eingemachte. Jeder Tag mehr mit all diesen sinnlosen Beschränkungen, Eingriffen in die Privatsphäre, bis hin zur defacto Selbsterstickungsanordnung all dieser fehlgeleiteten Staaten mit Österreich an vorderster Front, ist ein Tag zu viel. Aber was gibt es Schöneres als „Coronapetzen“? Jeder darf mitspielen und mit dem Finger auf andere zeigen. Und sei er noch so unbedeutend, er gewinnt immer!

Die Schäden, die dieser Irrsinn anrichtet, sind jetzt schon kaum absehbar (und besonders brutal für die dritte Welt!) und steigen mit jedem weiteren Tag ins Unermessliche. Aber Europa ist 1914 schon einmal mit dem Sanktus sämtlicher Künstler und Intellektuellen  - davon ausgenommen lediglich von Karl Kraus und Albert Einstein - mit der größtmöglichen Begeisterung, praktisch Arm in Arm, freiwillig in den Untergang marschiert. Das Erwachen danach war, wie wir wissen, brutal!!

Zurück zum Jahr 1968. Ich darf dasselbe also noch einmal mit umgekehrten Vorzeichen erleben. Als Kritiker der Covid-Maßnahmen bin ich jetzt allerdings ein Rechter, wenn nicht gar ein Rechtsradikaler, vielleicht sogar ein Nazi? Zumindest möchte das die mehrheitlich linke Presse so sehen, die so jeden Protest im Keim ersticken will. Lauter Rechtsradikale, Verwirrte und Weltverschwörer. Was gibt es eigentlich Böseres, als nicht links zu sein?  
Ich werde dasselbe tun wie damals, und werde wieder zu Demonstrationen gehen. Im äußersten Notfall vielleicht sogar ins Gefängnis? Ich kenne mich da ja schon ein bisschen aus..

Es gibt nur EINE einzige Lösung: Eine sofortige Abschaffung SÄMTLICHER Covid Maßnahmen und jeder passt auf sich selber auf! Der Weihnachtsmann wird heuer keinen Impfstoff bringen und nächstes Jahr auch nicht. Er bastelt ja noch an dem gegen HIV und die Grippe!

 

Wien, 20.9. 2020

mathias rüegg

 

 

Ps1:  jemand meinte mal, das Problem unserer Zeit sei, dass die Leute nicht mehr rechnen können, dass man folglich nicht mehr fähig ist, Relationen herzustellen und Prioritäten zu setzen.

 

Ps 2: So viele freiberufliche Musiker müssen hilflos zuschauen wie ihnen alles, was sie aufgebaut haben, davon schwimmt, und wohl nie mehr zurückkommen wird. Wie wäre es mit einem Protest, der sich gewaschen hat?

 

Ps 3:

ich bin für die EU, Demokrat, Antinationalist, Anhänger der Aufklärung, Befürworter des Kapitalismus, für die Trennung von Kirche und Staat, folglich Gegner des Islams, (ultra) liberal – also weder links noch rechts, halte Verschwörungstheorien für infantil, bin Impfbefürworter, nicht a priori Gegner der Pharmaindustrie, polygamer atheistischer Protestant, und Nichtleugner des Covid-19 Virus.

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